MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Grafen von Kirchberg

Die Grafen von Kirchberg wurden erstmals urkundlich 1087 in Verbindung mit ihrem Stammsitz Oberkirchberg (südlich von Ulm) erwähnt. Zu den berühmtesten Vertretern des Geschlechts zählen die Minnesänger Konrad (1255-1286) und sein Bruder Bruno (1250-1288), der Bischof von Brixen war. Seit dem 13. Jahrhundert führten Erbteilungen und Verleihungen zu einer Zerstückelung des weitausgedehnten Herrschaftsgebietes, in deren Folge die Grafen zunehmend verarmten. Das Grafengeschlecht starb 1510 mit Philipp von Kirchberg aus.

Im engeren Umfeld der Grafen von Kirchberg dürfte die ehem. Donaueschinger Handschrift 150 entstanden sein, die 1468 der Kirchberger Kaplan Peter Hamer anfertigte. Sie bietet zwei Werke Heinrich Steinhöwels: den 'Apollonius' und seine Übersetzung von Petrarcas 'Griseldis'. Unklar bleibt, für wen die Handschrift geschrieben wurde, die im 16. Jahrhundert in den Besitz Schweikharts von Helfenstein überging. Das literarische Programm der Handschrift, die Liebes- und Ehethematik beider Werke Steinhöwels, lassen vorzugsweise an eine Gräfin bzw. geborene Gräfin von Kirchberg denken. Eng verwandt und durch Heirat mit den Kirchbergern verbunden waren vor allem die Häuser Montfort und Gundelfingen, deren Besitz über Erbfolge im 16. Jahrhundert (wie u.a. die oben genannte Apollonius-Hs. und der ehem. Donaueschinger Hs. 145) an Schweikhart von Helfenstein kam.

Verf.: cbk / sl.

Besitzer von Handschriften:

Literatur:

Achnitz, W.: Der Ritter mit dem Bock. Konrads von Stoffeln 'Gauriel von Muntabel'. Neu herausgegeben, eingeleitet und kommentiert. Tübingen 1997, S. 13-39, insb. S. 37.
Barack, K. A.: Die Handschriften der Fürstlich-Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen. Tübingen 1865 (Nachdruck Hildesheim / New York 1974, S. 151-153, Nr. 150.
Eichenberger, N./Mackert, C.: Überarbeitung und Online-Publikation (2012) der Erschließungsergebnisse aus dem DFG-Projekt zur Neukatalogisierung der ehemals Donaueschinger Handschriften in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, unter Mitarbeit von Ute Obhof sowie unter Einbeziehung von Vorarbeiten von Wolfgang Runschke und Sabine Lütkemeyer (Beschreibungen via Manuscripta Mediaevalia).
Fechter, W.: Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung. Unveränd. reprograf. Frankfurt am Main 1935 (Nachdruck Darmstadt 1966), S. 87.
Heinzer, F.: Die neuen Standorte der ehemals Donaueschinger Handschriftensammlung. In: Scriptorium 49 (1995), S. 312-319, insb. S. 313.
Hess, U.: Heinrich Steinhöwels 'Griseldis'. Studien zur Text- und Überlieferungsgeschichte einer frühhumanistischen Prosanovelle (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 43). München 1975, S. 66.
Jansen, S.: Die Texte des Kirchberg-Corpus'. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Köln 2005, S. 17.
Scarpatetti, B. M. v. / Gamper, R. / Stähli, M.: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550. Bd. 3: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen — Zürich. Text- und Abbildungsband. Dietikon-Zürich 1991, Nr. 224 u. Abb. 360.
Scherer, G.: Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen. Halle 1875, S. 358f., Nr. 957.
Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013.

Bildgroßansicht

Ansicht von Schloss Kirchberg, Johann Jacob Fugger: Ehrenspiegel des Hauses Österreich, 1555, Quelle: München, BSB, Cgm 895, Bl. 226.

Bildgroßansicht

Wappen der Grafen von Kirchberg (1459), Quelle: Becher, C./Gamber, O. (Hgg.): Die Wappenbücher Herzog Albrechts VI. von Österreich: Ingeram-Codex d. ehem. Bibliothek Cotta. Wien u.a. 1986, S. 90.

Bildgroßansicht

Epitaph des Grafen Eberhard von Kirchberg. Quelle: Digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek, Hist. Lexikon Bayerns (online).

Version vom 19. 03. 2014 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/1460.