MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Otto von Sonnenberg, Bischof zu Konstanz

Otto, der aus dem Hause Waldburg stammte, ist 1452 erstmals bezeugt, 1466 erhielt er eine Chorherrenstelle in Lindau und stand 1472 im Dienst des Grafen Eberhard V. von Württemberg (im Barte). Im Jahre 1474 ist er als Domherr in Konstanz belegt, wo ihm das Domkapitel im selben Jahr die Bischofswürde antrug. Im nachfolgenden 'Konstanzer Bistumsstreit' (1474-1480) trat Kaiser Friedrich III. für Otto ein, während Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiberg favorisierte, der auch von Herzog Sigmund von Tirol und Graf Ulrich V. von Württemberg unterstützt wurde. Der Sohn Mechthilds von der Pfalz, Graf Eberhard V. von Württemberg, trat hingegegen für den kaiserlichen Kandidaten Otto von Sonnenberg ein, der sich letztlich durchsetzen konnte. Am 31. März 1481 wurde Otto zum Bischof von Konstanz geweiht Nach einer zehnjährigen Amtszeit verstarb er am 21. März 1491 in Konstanz.

Otto von Sonnenberg nahm am Konstanzer Bischofshof auch am literarischen Leben teil. Er selbst verfaßte den lateinischen Traktat 'De contemptu mundi', den 1484 der mit Niclas von Wyle befreundete Konstanzer Capellanus Michael Christan ins Deutsche übertrug (Basel, Johann Amerbach, nicht nach 1488). Christan widmete ihm 1491 auch die Erstausgabe von Enea Silvio Piccolominis 'Europa'. Otto zählte darüber hinaus zu den ersten Besitzern von Arigos 'Decameron' (Ulm: [Johann Zainer 1476/77]). Sein eingemaltes Wappen befindet sich im Leutkircher Exemplar der Fürstlich Waldburg Zeil'schen Bibliothek des Ulmer Erstdrucks.

Verf.: cbk / sl.

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Literatur:

Bertelsmeier-Kierst, C.: 'Griseldis' in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beiheft 8). Heidelberg 1988, S. 70.
Bertelsmeier-Kierst, C.: Wer rezipiert Boccaccio? Zur Adaption von Boccaccios Werken in der deutschen Literatur des 15. Jahrhunderts. In: ZfdA 127 (1998), S. 410-426, S. 423.
Württemberg im Spätmittelalter. Katalog bearb. von J. Fischer, P. Amelung u. W. Irtenkauf, Stuttgart 1985, S. 120, Nr. 125.
Krammel, P. F.: Kaiser Friedrich III. und die Reichsstadt Konstanz (1440-1493). Die Bodenseemetropole am Ausgang des Mittelalters (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 29). Sigmaringen 1985, S. 223-229.
Kuhn, E. L. / Moser, E. u.a. (Hgg.): Die Bischöfe von Konstanz. Bd. 1. Geschichte. Friedrichshafen 1988, S. 21-24.
Rauh, R.: Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen Fürsten von Waldburg. Bd. 1. Die Hausgesetze, Familienverträge und Rechtsverhältnisse des Fürstlichen Gesamthauses Waldburg vom Ende des 14. Jh. bis zur Mediatisation 1394-1806. Kempten 1971, S. 34-39.
Worstbrock, F.J.: Otto von Sonnenberg. In: ²VL 11 (2004), Sp. 1153-1156.

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Konstanzer Bistumsstreit. Links: Papst Sixtus IV. providiert Ludwig von Feldberg; rechts: das Domkapitel wählt Otto von Sonnenberg zum Bischof. Miniatur in der Bilderchronik des Diebold Schilling (1513). Zentralbibliothek Luzern.
Quelle: Kuhn, E. L. / Moser, E. u.a. (Hgg.): Die Bischöfe von Konstanz. Bd. 1. Geschichte. Friedrichshafen 1988, S. 21-24, S. 22.

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Rituale Constantiense, Basel um 1482. Im Mittelfeld: Patrone des Bistums Konstanz: der heilige Bischof Konrad (links), Maria (Mitte), St. Pelagius (rechts). Im oberen Feld: Wappen des Hauses Sonnenberg-Waldburg (links), Bischofswappen Ottos von Sonnenburg (Mitte), Wappen des Hauses Montfort (rechts).
Quelle: Kuhn, E. L./Moser, E. (Hgg. u.a.): Die Bischöfe von Konstanz. Bd. 1. Geschichte. Friedrichshafen 1988, S. 148.

Version vom 05. 08. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2040.