MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Valentin Schein (Scheyn)

Aus der Sammlung des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin stammt ein Sammelband, der im 16. Jahrhundert die lateinische Ausgabe der Kömodien des Terenz (Venedig 1515) mit dem 'deutschen Terenz', den Johann Grüninger 1499 erstmals auf den Markt bringt (MRFH 21450), und dem 'Ulmer Eunuchus' des Hans Neithart (Ulm, Conrad Dinckmut, 1486 = MRFH 21460) vereinigt. Dieser Sammelband trägt den zeitgenössischen Vermerk: Valentinus Scheyn statschreiber zu meissen der gibbet das gelt.

Valentinus Schein war seit 1534 Stadtschreiber in Meißen. Im Verlauf der Reformation nahm er im Auftrag des Rates an der Meißner Kirchenvisitation und den Verhandlungen der fürstlichen Kommission teil. Er wurde zum Ratsmann gewählt und vertrat die Stadt auf mehreren Landtagen. 1543 wurde Valentin Scheit "zum Aktuar des herzoglichen Sequestrationskommission berufen, die den Besitz geistlicher Körperschaften übernahm und staatlichen Zwecken zuführte" (Donath, S. 58). Seit 1548 war er darüber hinaus als kurfürstlicher Verwalter für die erledigten geistlichen Lehen im sächsischen Herzogtum zuständig.

1548 heiratete er in 2. Ehe die Tochter des Goldschmieds Jakob Geiß. Durch dessen Sohn Caspar ließ er 1553 das Anniversarienbuch (B) des Meißner Doms (Dresden, LUB, a 4), das sich seit der Reformation in seinem Besitz befand, einer hoch gestellten Persönlichkeit übereignen. Da das Buch später im Besitz des herzoglichen Prokuraturamtes in Meißen war, "das einen beträchtlichen Teil des Vermögens des Hochstifts Meißen verwaltete und die staatlichen Einnahmen einzog" (ebd.), liegt es nahe, an ein Mitglied des herzoglichen Hauses zu denken, dem Scheit das Anniversarienbuch schenkte.

Valentin Schein war vermögend. Er besaß mehrere Grundstücke in und um Meißen, so auch das Haus in der Elbgasse, das er 1540 neu erbauen und mit seinem Wappen schmücken ließ. Im Jahre 1554 ist Valentin Schein verstorben. Sein Sohn aus erster Ehe folgte ihm im Amt des Stadtschreibers nach, promovierte einige Jahre später zum Doktor beider Rechte und wurde 1564 Rat und Kanzler des Herzogs von Mecklenburg.

Verf.: cbk.

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Literatur:

Donath, M: Die Grabmonumente im Dom zu Meißen (Quellen u. Materialien zur sächs. Gesch. u. Volksskunde 1), Leipzig 2004.
Rüling, J. L.: Geschichte der Reformation zu Meissen im Jahre 1539 und folgenden Jahren. Meißen 1839 S. 85f. u. 203.
Version vom 19. 09. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2975.