MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Bursfelde, Benediktinerkloster

Bursfelde liegt unmittelbar am Zusammenfluss von Weser und Nieme, wo auch die ehemalige Benediktinerabtei im Jahr 1093 gegründet wurde. Überliefert ist dazu allerdings nur eine zweifellos als Fälschung anerkannte Gründungsurkunde, die vorrangig der Sicherung des klösterlichen Eigentums diente. Als authentische Quelle wird jedoch zusätzlich eine Bestätigungsurkunde des Erzbischofs Heinrich von Mainz überliefert, die auf das Jahr 1144 datiert ist und die darüber hinaus Aufschluss über die näheren Umstände der Stiftung von 1093 gibt. So wurde die Abtei von Graf Heinrich dem Fetten von Northeim unter Mitwirkung des Mainzer Erzbischofs Ruthard institutionalisiert, dem Patrozinium des Heiligen Thomas und Nicolaus unterstellt und mit Mönchen des Mutterklosters Corvey besiedelt (wo derzeit die Hirsauer Reform eingeführt worden war).
Mit dem Aussterben der Grafen von Northeim fiel die Abtei an die Welfen. 1144 bestätigte Heinrich der Löwe die Rechte des Klosters auf Basis der gefälschten Gründungsurkunde. Der noch junge Sachsenherzog zeigte sich dabei unter dem Einfluss der Hirsauer Reform und kam dem Kloster rechtlich sehr entgegen.

Im 15. Jahrhundert wurde die Weserabtei zum Hauptkloster der Bursfelder Union, deren Mitgliedsklöster eine umfassende Reformation der monastischen Ordnung anstrebten. Das Hauptanliegen der Reformer war eine allgemein strengere Rückkehr zu den Ordensregeln des Heiligen Benedikt und die damit verbundene Normierung der Observanz. Wesentliche Punkte waren dabei die Wiederherstellung der klösterlichen Kooperation, die Abschaffung jeglichen Privateigentums unter den Mönchen sowie die angemessene Durchführung der Liturgie. Als prominente Förderer der Bursfelder Reformbewegung sind u.a. Nicolaus von Kues und Johannes Trithemius zu nennen (zu Trithemius siehe auch Würzburg, Schottenkloster).

Schon in der Gründungszeit muss Bursfelde über eine Bibliothek verfügt haben, da die Mönche des Mutterklosters Corvey ein enges Verhältnis zur Literatur pflegten und bereits bei ihrer Ankunft zahlreiche Bücher mitbrachten. Freckmann konstatiert als aktiven Sammelzeitraum die Jahre zwischen Gründung der Bursfelder Union und der Reformation, also circa von 1440 bis 1520. Ein aus dem Jahr 1585 stammendes Klosterinventar belegt einen Buchbestand von 521 Bänden. Den Sammelschwerpunkt und das geistige Interessenprofil einer Reformbibliothek sollten dabei "erbaulich-asketische Schriften mit einem deutlichen Vorrang vor systematisch-theologischer Literatur" (Freckmann, S. 18) bilden. In diesem Kontext ist wohl auch die Sammelhandschrift zu sehen, die mit beigebundenen Drucken u.a. zwei lat.-dt. Texte des Pseudo-Seneca enthält (MRFH 21320).

Der Großteil der ehemals aus Bursfelde stammenden Handschriften befindet sich heute in der Marburger Universitätsbibliothek, die den Bursfelder Bestand wiederum aus der 1812 aufgelösten Bibliothek des Klosters Corvey erhielt.

Verf.: bjk.

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Literatur:

Freckmann, A.: Die Bibliothek des Klosters Bursfelde im Spätmittelalter. Göttingen 2006.
Heutger, N.: Bursfelde und seine Reformklöster. Hildesheim 21975.
Perlitt, L. (Hg.): Kloster Bursfelde. Göttingen 31989.
Ziegler, W.: Bursfelde. In: Faust, U.: Die Benediktinerklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen (Germania Benedictina 6). St. Ottilien 1979, S. 80-100.
Version vom 30. 08. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/0325.