MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Würzburg, Schottenkloster

MRFH 2885

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Das Würzburger Schottenkloster St. Jakob wurde um 1138 von Bischof Embricho gestiftet. Die Reliquien des im 7. Jahrhundert in Würzburg getöteten irischen Bischofs Kilian machten die Stadt im 12. Jahrhundert zu einem begehrten Wallfahrtsziel. Unter den zahlreichen Pilgern befanden sich auch viele Iren, die allgemein als Schotten bezeichnet wurden und dem Kloster seinen Namen gaben. Den ersten Konvent bildeten irische Benediktiner, die von einem Regensburger Schottenkloster kamen und vormals die Würzburger Wallfahrt betreuten. Über viele Jahre hinweg wurden die Würzburger Benediktiner ausschließlich in Irland rekrutiert.

1398 kam es zu einem Aufstand der Würzburger Bürger, infolgedessen das Kloster gebrandschatzt wurde. Die Schäden konnten allerdings nur rudimentär behoben werden. Hundert Jahre später stand die Abtei kurz vor der Auflösung, da sich kaum noch ein Mönch in den verfallenen Klosterruinen befand. Auf päpstlichen Befehl wurde deshalb das Kloster mit deutschen Benediktinern besetzt und der Wiederaufbau in Angriff genommen.

Berühmt wurde das Schottenkloster St. Jakob bereits wenige Jahre nach dem begonnen Wiederaufbau, da die Versetzung des ehemaligen Sponheimer Abts Johannes Trithemius nach Würzburg zu einer kurzen Blüte der Abtei führte. Trithemius machte während seiner Amtszeit von 1506-1516 nicht nur "das Kloster zu einem prosperierenden Zentrum geistigen Lebens und Austausches" (Thurn, S. XXIII), sondern versuchte auch gleichzeitig die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Seinem Schaffen ist dabei besonders die Wiedererrichtung der Bibliothek zu verdanken. Der ehemalige Sponheimer Abt hatte bereits seine dortige Bibliothek in den Dienst des Frühhumanismus gestellt. Bei seiner Ankunft in Würzburg hatte Trithemius aber nur einige wenige Werke aus Sponheim mitbringen lassen, jedoch gelang es ihm, später weitere Werke zu erwerben. Den Grundstock der mit seiner Amtszeit in St. Jakob beginnenden Bücherkäufe finanzierte er mittels der Zuwendungen, die er von Kurfürst Joachim und Bischof Lorenz erhielt. Dabei verwundert es kaum, dass bei den Erwerbungen im frühen 16. Jahrhundert gedruckte Ausgaben dominierten. Der Würzburger Buchbesitz während Trithemius' Amtszeit ist durch zwei Nachlassverzeichnisse gut dokumentiert (eines von 1517, das andere von 1928).

Da St. Jakob über keine klostereigene Buchbinderei verfügte, beschäftigte Trithemius einen bürgerlichen Buchbinder. Außerdem beschäftigte der Abt einen Lohnschreiber, der eigens für die Abschriften von geliehenen Codices angestellt war. Unter den weit über 400 Titeln (in 250 Sammelbänden gebunden), die das Inventar von 1517 verzeichnet, befanden sich circa 50 Handschriften, von denen heute noch knapp 40 nachweisbar sind, die heute zum großen Teil in der Universitätsbibliothek Würzburg aufbewahrt werden. So befindet sich hier u.a. auch ein gedrucktes Exemplar der lateinisch-deutschen Ausgabe von Boethius' 'De consolatione philosophiae', die aus ehemaligem Klosterbesitz stammt.

1507 richtete Jakob Wimpfeling einen Brief an Trithemius und erwog einen Rückzug vom weltlichen Leben nach St. Jakob. Kurz vor dem Tod des Abtes fand Willibald Pirckheimer dort Aufnahme. In ihren gemeinsamen literarischen Interessen verbanden sich so in St. Jakob weltlicher und klösterlicher Humanismus. Nach dem Tod des Trithemius 1516 verlor das Schottenkloster an Bedeutung.

Verf.: bjk.

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Literatur:

Arnold, K.: Johannes Trithemius (1462-1516) (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 13). Würzburg 1971, bes. S. 208-223.
Hemmerle, J.: Die Benediktinerklöster in Bayern (Germania Benedictina 2). Augsburg 1970, S. 349-353.
Lankes, C./Schütz, M.: Klöster in Bayern: Würzburg, Schottenkloster. In: Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg, hg. vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft (digital).
Lehmann, P.: Merkwürdigkeiten des Abtes Johannes Trithemius (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse), München 1961.
Schneider, E.: Klöster und Stifte in Mainfranken. Würzburg 1993, S. 69-72.
Thurn, H.: Die Handschriften aus benediktinischen Provenienzen 1. Amorbach, Kitzingen, Münsterschwarzach, Theres, Würzburg: St. Afra, St. Burkhard, Schottenkloster St. Jakob. Wiesbaden 1973.
Thurn, H.: Die Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg. 4. Bd.: Die Handschriften der kleinen Provenienzen und Fragmente. Die niederländischen Codices beschrieb W. Williams-Krapp. Wiesbaden 1990.
Version vom 01. 09. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2885.